Laut einer OECD-Studie aus dem Jahr 2013 liegt Deutschland beim Einsetzen künstlicher Hüftgelenke im europäischen Vergleich auf Platz Zwei nach der Schweiz. Doch wann ist eine Operation wirklich erforderlich? Und was sollten Sie als Patient beachten? Wir haben mit dem Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Krankenaus Bad Soden Priv. Doz. Dr. med. Uwe Horas gesprochen.
Hauptursache für das Einsetzen eines Gelenkersatzes ist die Arthrose. Sie ist eine der zehn häufigsten Erkrankungen in den Industrieländern. Durch zu hohe Belastung zum Beispiel durch Übergewicht, angeborene Fehlstellungen oder durch einen Unfall sowie aufgrund von Durchblutungsstörungen oder Entzündungen kann es zu einer Abnutzung der Knorpelflächen im Gelenk kommen. Das Gelenk beginnt zu schmerzen. Meist spürt der Betroffene ein Ziehen in der Leiste, am seitlichen Oberschenkel oder auch am Knie. Das ansonsten sehr mobile Hüftgelenk ist dann nicht mehr so beweglich. Das merkt der Patient an alltäglichen Verrichtungen wie beim Schuheanziehen oder Treppengehen. Vor allem morgens hat der Betroffene Schwierigkeiten, in Gang zu kommen. Wenn zusätzlich zu diesen Symptomen das Röntgenbild eine Verformung des Gelenks oder eine Verschmälerung des Gelenkspaltes zwischen Oberschenkelkopf und Hüftgelenkspfanne zeigt, spricht man von einer Arthrose.
Nicht immer ist eine Operation notwendig Priv. Doz. Dr. med. Uwe Horas, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirugie, Bad Soden
Doch Arthrose ist nicht gleich Arthrose. Jede Arthrose macht sich anders bemerkbar und muss auch unterschiedlich behandelt werden. Häufig wird das Einsetzen eines Gelenkersatzes empfohlen. Aber nicht immer sei eine Operation notwendig, so Dr. Horas. Für die Behandlung von Arthrose gebe es auch viele andere sehr gute Möglichkeiten. Er selbst rät nicht jedem Patienten mit nachweislicher Hüftarthrose zu einer Operation. Das komme ganz auf die tatsächlichen Beschwerden des Patienten an. Der Patient sollte immer zwischen dem Risiko einer Operation und dem tatsächlichen Nutzen abwägen, denn schließlich könnten Wochen oder Monate mit Hüftschmerzen auch anders überwunden werden. Nicht zuletzt mithilfe von Physiotherapie. Physiotherapeuten können die Bewegungseinschränkungen genau untersuchen und zwischen den verschiedenen Gelenken des Körpers differenzieren. So leidet zum Beispiel die Lendenwirbelsäule bei Hüftproblemen mit. Durch manualtherapeutische Techniken und ein an die Funktion angepasstes Muskeltraining kann eine individuelle Behandlung erfolgen. Der Therapeut kennt die Zusammenhänge, kann Schwachstellen aufspüren und mit dem Patienten zusammen Hilfen für die Bewegungen im Alltag erarbeiten. Der Physiotherapeut sei der Experte für die Funktionen des Bewegungsapparates, erklärt Dr. Horas.
Falls eine Operation doch notwendig sein sollte, rät der erfahrene Chirurg seinen Patienten, schon vor der Operation mithilfe eines Physiotherapeuten Defizite zum Beispiel in der Muskulatur aufzuspüren und zu minimieren. Dadurch könne das Ergebnis nach der Operation verbessert werden. Der Vorteil einer solchen Hüft-OP bei Arthrose liege darin, dass sie planbar sei. Der Patient kann sich somit optimal darauf vorbereiten. Zum Beispiel mithilfe von allgemeiner oder gerätegestützter Krankengymnastik. Gute Vorbereitung, die der Patient selbst treffen kann, liege zudem in der Auswahl der Klinik. Diese solle im Falle einer Komplikation die Möglichkeit bieten, den Patienten optimal versorgen zu können. Dazu solle die Klinik eine Intensivstation und auch nachts sowie an Wochenenden fachlich qualifizierte Ärzte bereitstellen. Unter Patienten ist auch immer wieder zu hören, dass sie sich vor Infektionen fürchten, was insbesondere beim Einsetzen von Implantaten vermieden werden sollte, da diese meist zum Ausbau des künstlichen Hüftgelenks zwingen. Um das Risiko möglichst gering zu halten, kann der Patient seinen Chirurgen nach den Hygienestandards und Qualitätssicherungsmaßnahmen der Klinik fragen. Ärzte aus Kliniken mit hohen Qualitätsstandards könnten diese Frage immer beantworten, so Dr. Horas.
Nach erfolgreicher Operation sei die Rehabilitation ein unverzichtbarer Bestandteil für ein gutes Operationsergebnis. Die postoperative Betreuung durch den Physiotherapeuten sei essentiell, um mit der neuen Hüfte wieder fit zu werden.