der Unterschied zwischen einem Bandscheiben­vorfall und einer Bandscheibenvorwölbung?

Viele Patienten kommen nach ihrer ärztlichen Untersuchung und nach einem MRT zum Physiotherapeuten und sagen, sie hätten einen Bandscheibenvorfall. Häufig haben sie aber eine Vorwölbung.

In der Medizin wird der Vorfall (Bandscheibenprolaps) von der Vorwölbung (Bandscheibenprotusion) unterschieden. Der Unterschied liegt vor allem in der Reversibilität. Das heißt, eine Vorwölbung kann wieder verschwinden, der Vorfall bleibt in der Regel bestehen.

Bandscheibenvorfall oder Bandscheibenvorwölbung?

Bei der Vorwölbung ist der äußere Faserknorpelring der Bandscheibe intakt und es kommt lediglich zu einer Ausstülpung (Vorwölbung). Dabei verlagert sich der flüssige gallertartige Kern der Bandscheibe nach außen. Beim richtigen Bandscheibenvorfall ist der äußere Knorpelring der Bandscheibe so stark verletzt, dass flüssigeres Gewebe aus dem Kern der Bandscheibe herausfließen kann und nun im Nervenkanal eine sogenannte raumfordernde Wirkung hat. Zu Deutsch: Die Bandscheibe drückt auf den Nerv.

Trotz unserer modernen bildgebenden Medizin ist es leider nicht immer eindeutig zu sehen, ob es sich um einen Vorfall oder eine Vorwölbung handelt. Oftmals sind die Übergänge fließend und es liegt im Ermessen des Radiologen, wie er das Ereignis einstuft.

Der Nerv reagiert

Wichtig für den Patienten ist vor allem, ob und wie stark der Nerv vom Bandscheibengewebe beeinträchtigt wird. Dies kann übrigens sowohl beim Vorfall als auch bei der Vorwölbung passieren. Lediglich die Prognose ist bei der Vorwölbung besser als beim Vorfall.
Dennoch kann auch ein Vorfall durchaus ohne chirurgischen Eingriff vom Körper kompensiert werden. Dafür haben wir im Körper die sogenannten Makrophagen, die Fresszellen, die das störende Bandscheibengewebe teilweise wieder entfernen. Zudem ist auch der Nerv in der Lage, sich mit weniger Platz im Nervenkanal zu arrangieren und mittel- bis langfristig keine Schmerzen mehr zu verursachen.

Falsch-positiver Bandscheibenvorfall

Häufig sind Bandscheibenschäden aber auch Zufallsbefunde und werden zeitgleich mit einem schmerzhaften Geschehen beim Patienten entdeckt. Auch Muskelverspannungen, Blockaden oder andere Auslöser können trotz des Vorfalls Schmerzursachen sein. Sie werden aufgrund eines vorhandenen MRT-Bildes trotzdem häufig auf den sichtbaren Bandscheibenvorfall geschoben. Wir sprechen dann von einer „falsch-positiven Diagnose“. Häufig sind es Physiotherapeuten, die dann auch die anderen schmerzprovozierenden Faktoren behandeln.