Immer neue Studien sollen beweisen, wer oder was gegen Rückenschmerz hilft. Jeder Trainer, Arzt, Therapeut und jedes Konzept beanspruchen für sich, den „goldenen Weg“ gefunden zu haben. Was aber hilft uns denn nun wirklich?
Die Antwort auf die obenstehende Frage ist leider nicht so einfach zu geben. Bei meinen Recherchen zu den verschiedenen Konzepten, die gegen Rückenschmerzen helfen sollen, habe ich mir viele verschiedene Studien angesehen. Meist haben die Studien eines gemeinsam: Sie sind leider nicht zu 100% aussagekräftig. Das liegt entweder an der zu niedrigen Fallzahl, an einem zu kurzen Messzeitraum oder aber ganz einfach an der Schwierigkeit, bestimmte Methoden standardisiert auszuführen und zu messen.
Langfristige Hilfe durch aktive Therapien
Die meisten Studien im Bereich Bewegung, Übungen und Training bestimmter für den Bewegungsapparat wichtiger Muskelgruppen kommen zu dem Ergebnis, dass sie entweder kurz-, mittel- oder langfristig gegenüber den nicht aktiven Kontrollgruppen einen Vorteil haben: Sie verringern den Schmerz über kurz oder lang, sie helfen gegen Arbeitsunfähigkeit oder Behinderung vorzubeugen und sie verbessern ebenso die Funktionalität des Körpers. Deutlich wird auch, dass es keine wirklich überlegenen Formen von Übungen und Behandlungen gibt. So lassen sich Vor- und Nachteile beim Pilates, genauso wie beim Yoga oder dem klassischen Krafttraining, darstellen. Eine aussagekräftige Studie für die Überlegenheit eines bestimmten Konzepts fehlt allerdings.
Kurzfristige Schmerzlinderung durch passive Therapien und Medikamente
Passive Behandlungen, wie sie in der Manuellen Therapie oder in der Chiropraktik und bei Massagen angewendet werden, weisen ähnliche Ergebnisse zumindest in der kurzfristigen Linderung der Schmerzen auf. Ganz ähnlich sieht es übrigens in den ärztlichen Bereichen der medikamentösen Behandlung aus. Bei den verschiedenen Schmerzmitteln ist keines dem anderen besonders überlegen. Zudem belegen die Studien auch hier, dass Medikamente nur einen geringen Einfluss auf die Schmerzen haben, und das auch nur relativ kurzfristig. Langfristige Evidenz wird ihnen nicht zugesprochen. Für eine Spritzentherapie, ganz gleich welcher Art, ob nun Cortison oder nur Schmerzmittel, gibt es laut unterschiedlicher Studien ebenfalls keine starke Evidenz.
Wenig Besserung durch alternativmedizinische Behandlungen
Bleiben also noch die alternativmedizinischen Methoden wie Homöopathie oder Akupunktur. Tatsächlich gibt es Belege dafür, dass eine Behandlung mit „Dry Needling“ (trockenes Nadeln) gegenüber gar keiner Behandlung Vorteile bringt. Gemessen an den Placebokontrollgruppen sind allerdings kaum nennenswerte Besserungen zu vermerken. Bei der Homöopathie ist die Faktenlage bezüglich randomisierter Studien sehr dünn, sodass ich keine aktuellen Hinweise für deren Wirksamkeit finden konnte. Auch zur Osteopathie gibt es bisher leider noch zu wenige Studien, um deren Wirksamkeit zu belegen.
Zusammenfassend würde ich sagen, dass die Erforschung von evidenzbasierten Behandlungsmethoden noch nicht ausreichend ist. Bewegungsübungen und Kräftigung scheinen bisher die besten Methoden zu sein, wenn man den Studien glaubt. Ein gut ausgebildeter Arzt und/oder Therapeut sollte Ihnen trotz der unklaren Faktenlage eine umfassende Beratung und Behandlungsvorschläge zu Ihrem speziellen Fall anbieten können. Wichtig ist hier zu beachten, dass bei jedem Patienten ein individueller medizinischer Fall vorliegt und dass deshalb jeder Behandlungsplan individuell für ihn zusammengestellt werden muss. Ein Rezept, das immer und bei jedem hilft, kann und wird es nicht geben.